Die 90-Punkte-Grenze bei der Bewertung des Harzer Rollers und ihre Auswirkung auf die Ergebnisse der Deutschen Meisterschaften
von Hans Riegler, Verein Gotha
Dieser Artikel hätte schon im Sommer 2005 im DKB Fachorgan "Der Vogelfreund" stehen können. Aus Gründen, die sicherlich nicht der Hanke-Verlag zu vertreten hat, wird er aber zurückgehalten. Gerade das war aber ein Grund, ihn hier erscheinen zu lassen.
In meinem im „Vogelfreund" 5 / 03 erschienenen Artikel zur 90-Punkt-Grenze habe ich bereits darauf hingewiesen, dass diese Grenze als nicht mehr zeitgemäß abgeschafft werden müsste.
Den dort dafür unter rein tierzüchterischen Gesichtspunkten aufgeführten Gründen möchte ich auch nichts hinzufügen, will aber mit diesem Beitrag den Einfluss dieser Grenze auf den sportlichen Wettbewerb näher betrachten und auch aus dieser Sicht in Frage stellen.
Zwar ist es schon ein Widerspruch in sich, wenn ausgerechnet die besten Vögel aus formalen Gründen Abzüge im Gesamteindruck hinnehmen müssen. Man könnte damit aber noch ganz gut leben, wenn es dabei nur um die Beurteilung der Einzelvögel ginge. Schließlich kann sich jeder Züchter anhand des Katalogs selbst ein Bild davon machen, dass die 90-Punkte-Vögel nicht alle gleich zu setzen sind.
Für den Wettstreit auf Meisterschaften haben die ungerechtfertigten Abzüge vom Gesamteindruck bei den „indirekt die 90-Punkt-Grenze überschreitenden Vögeln" jedoch einen gravierenden Einfluss, weil die abgezogenen Punkte der gesamten Kollektion verloren gehen.
Dieses Vorgehen ist so unsinnig, als würde man etwa bei einer Milchleistungskontrolle die tägliche Milchmengenleistung einer Kuh nur bis zu 20 Liter anerkennen, weil man keinen größeren Messbehälter verwenden will.
Im Folgenden habe ich einmal die Platzierungen auf den Deutschen Meisterschaften der Jahre 2000 bis 2005 einer Rangfolge bei voller Vergabe der 9 Punkte Gesamteindruck bei den benachteiligten 90-Punkte-Vögeln gegenübergestellt und mich dabei auf die ersten 6 Plätze beschränkt. In Klammern hinter der Gesamtpunktzahl stehen jeweils die bei der DM abgezogenen bzw. bei meiner Aufstellung wieder hinzugefügten Punkte für den Gesamteindruck.
Bei Punktgleichheit wurde auch von mir die übliche Rangierung nach den Bewertungen der Hohlrolle, Knorre usw. vorgenommen.
Deutsche Meisterschaft 2000
Generell ist festzustellen, dass durch die 90-Punkte-Grenze immer die Züchter benachteiligt werden. die Vögel mit „zuviel“ ersungenen Punkten in ihren Kollektionen stehen haben. Ein gewisser Sonderfall ist dabei die Kollektion des Zfrd. Bartels im Jahr 2000, weil dort zwei Vögel je 6 Punkte für Schockeln erhielten. Aber auch hier macht es keinen Sinn, wenn wir einerseits die Verarmung des Kanarienliedes beklagen und andererseits einem Hahn mit 6 Schockelpunkten gleich wieder 5 Punkte abziehen.
Im Übrigen möchte ich die Gegenüberstellung nicht weiter kommentieren, schließlich kann sich jeder Züchter selbst eine Meinung dazu bilden.
Ansonsten hätte mich gefreut, wenn die Verfechter der 90-Punkte-Grenze einmal ihre Argumente dafür genannt hätten. Schon ein einziges ernst zu nehmendes würde mich allerdings überraschen. Jedenfalls wäre es keines, wenn man, - aus welchen Gründen auch immer - nur möglichst viele Vögel möglichst nahe der Idealpunktzahl einordnen möchte. Offensichtlich ist jedoch keinerlei Diskussion der Thematik erwünscht und schon sehr befremdend, wenn - wie in Kassel geschehen - selbst auf einer Tagung der Fachgruppenleiter Gesang aus allen Landesverbänden jeder Meinungsaustausch zu dem Thema von vornherein abgeblockt wird. Dazu passt, dass die zwischenzeitlich bereits einmal für 1 Jahr in Aussicht gestellte probeweise Bewertung mit 100 Punkten ohne Angabe von Gründen wieder abgelehnt wurde.
Auch wenn Entscheidungen zum Bewertungssystem natürlich in der Preisrichtervereinigung getroffen werden müssen, so geht das doch alle Gesangszüchter an und sollte deshalb auch offen diskutiert werden.
Ich habe mir sagen lassen, dass in den Niederlanden seit mehr als einem Jahrzehnt mit 100 Punkten bewertet wird und habe den Eindruck, dass unsere Preisrichtervereinigung sich allen in der COM vorhandenen fortschrittlichen Bestrebungen entgegenstellt und dabei das Recht des Ursprungslandes hinsichtlich der Festlegungen von Bewertungsrichtlinien für den Harzer Roller missbraucht.
Ein solcher Vorwurf fällt eines Tages vielleicht auf alle Gesangszüchter des Harzers in Deutschland zurück.
Unser neues Vereinslokal in der Geschwister-Scholl-Straße 31. Am 15.12.2017 war die Einweihungs- feier
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